Weiterbildung einmal anders
Einsatzbericht von Dr. Ulrich Schwarz
Während in den ersten Jahren, als die „Dentists for Africa“ noch „Arzt- und Zahnarzthilfe Kenya“ hießen, in erster Linie deutsche Einsatzleistende vor Ort behandelten, haben in den letzten Jahren zunehmend Kenianer die Arbeit am Patienten übernommen. Dies ist wegen der starken Ausweitung des Projekts auf jetzt 12 Stationen gar nicht anders möglich und auch gewünscht, denn das Motto des Vereins ist „Hilfe zur Selbsthilfe“.
Unter den kenianischen Behandlern sind nicht nur von extern Angestellte, sondern zunehmend Patenkinder aus unserem Waisenprojekt, die nach Schulabschluss ein Collegestudium zum Oral Health Officer, Zahntechniker oder Medical Engineer absolviert haben.
Für uns ist es dabei wichtig, mehr über den Wissensstand unserer kenianischen Partner zu erfahren bzw. diesen zu verbessern. Ziel des diesjährigen Keniaaufenthalts Anfang Oktober von Dr. Hans-Joachim Schinkel, Dr. Dieter Bolten und mir war daher die erstmalige Durchführung einer Seminarwoche, zu der alle Angestellten der Units sowie die Studenten aus dem Patenschaftsprojekt eingeladen waren.
In Kenia organisierte Sister Fabian alles perfekt und wir hatten ideale Rahmenbedingungen, um drei wichtige Ziele zu erreichen: Zum einen durch Wissensvermittlung und -austausch die Qualität der zahnmedizinischen Behandlung zu erhöhen, die Organisation der Praxen zu verbessern, und zum anderen uns gegenseitig besser kennen zu lernen.
Die Präsentationen der kenianischen Teilnehmer über Kariesursachen und -ätiologie, Prävention, Fluoridierung, Mundhygiene, Anästhesietechniken, Kavitätenpräparation, Parodontalerkrankungen, Kommunikation und Patientenführung, Management von Infektionskrankheiten, Postexpositionsprophylaxe gegen eine HIV-Infektion, Wartung der zahnärztlichen Geräte, Anästhesietechniken und Indikationen und Risiken bei Lokalanästhesie und Zahnextraktionen gaben uns Einblick in deren Wissenstand.
Zwei Lehrer der Mount-Kenya-University nahmen an drei Tagen teil und gestalteten das Programm eines Tages mit Präsentationen über Prothetik und Kieferorthopädie. Die Möglichkeiten der Wissensanwendung werden massiv durch die kaum vorhandenen materiellen Mittel eingeschränkt.
Von deutscher Seite aus referierten Dr. Schinkel über Amalgam- und Compositeanwendung sowie Fissurenversiegelung, Dr. Bolten über Parodontalerkrankungen und ihre Auswirkungen auf den Organismus und ich über die Prinzipien endodontischer Behandlung.
Von meiner Seite erforderte dieser Vortrag eine intensive Vorbereitung. Einerseits muss die empfohlene Systematik unter den Bedingungen in Kenia auch praktikabel sein. Nicht alles, was wir hier in Deutschland machen, ist ohne weiteres nach Kenia transferierbar. Andererseits war da die sprachliche Hürde, 3 Stunden auf Englisch zu referieren…
Letztendlich klappte alles gut. Die regen Nachfragen in den Diskussionen zeigten, dass unsere kenianischen Freunde reges Interesse daran haben, ihren Wissensstand zu erweitern. Einhellig wurde der Wunsch nach einer Fortsetzung und Vertiefung geäußert. Die Idee eines Hands-on-Kurses Endodontie wurde geboren.
Nach Abschluss des Seminars haben wir noch die Stationen in Kisii, Asumbi, Nyabondo und Kapnyeberai bereist. In Kisii und Asumbi wurden im letzten Jahr neue Einheiten installiert, die erstmals direkt in Kenia gekauft und vom kenianischen Dentaldepot installiert wurden.
Dies ist allerdings nicht mit der von unserem deutschen Techniker Torsten Rauch gewohnten Gründlichkeit passiert, so dass nachgearbeitet werden musste.
Dr. Schinkel führte unzählige Gespräche mit unseren kenianischen Partnern. Und zu guter Letzt haben wir in Kapnyeberai auch noch selber für einen Tag Bohrer, Spritze und Zange in die Hand genommen und eine Schulklasse saniert.
Das Fazit der Reise fällt durchweg positiv aus. Die Beziehungen zu unseren kenianischen Partnern wurden vertieft, nicht nur sie, sondern auch wir haben dazugelernt. Wir haben alte Freunde wiedergetroffen und neue hinzugewonnen.
Zu danken haben wir allen Hochschullehrern und Kollegen, die Material für das Seminar in Text und Bild zur Verfügung gestellt haben:
Dr. Ina Schüler, FSU Jena
Prof. Bernd Klaiber, Universität Würzburg
Prof. Roland Frankenberger, Universität Marburg
Dr. Annekathrin Behrendt, Fronhausen
Dank gebührt auch den Firmen Ivoclar Vivadent – Frau Öhler – und Komet Brasseler – Herr Langner –, die Composite und Adhäsivmaterial bzw. Instrumentarium für endodontische Behandlung zur Verfügung gestellt haben, mit dem wir unsere Studenten ausrüsten konnten.